Wieso sieht man in Martin Pohls Bildern riesenhafte Klatschmohnblütenblätter, Pleureusen von Issey Miyake-Kleidern, junge grüne Triebe, dschungelhaftes Wuchern und makroskopierte Gräser oder Blutgefäßwände? Es wird daran liegen, daß das sich zurückziehende Objektive das Auge herausfordert, ihm nachzugehen. Es aktiviert eine Fülle von Muster-Objekten bzw. Objekt-Mustern, um die Wiedererkennung zu beschleunigen. Das Auge arbeitet sich in einer Art Erkenntnis seiner eigenen Aktivität ab und lässt seine Automatismen (mit)sehen - eine Sensation.
Die farbigen Spachtelspuren von Martin Pohls Bildern wirken nämlich wie dicke weiche Schläuche, wie voluminöse, manchmal abgeflachte Gummi-Kabel, jedenfalls wie etwas Körperliches, Üppiges. Der Künstler bringt Pigmente in einem Bindemittel aus Wachs mit dem Spachtel auf einigermaßen widerstandsfähige Bildträger auf. Die Pigmente gewinnen im Wachsbad an gläserner Transparenz.
Die jüngsten Bilder präsentieren dem Betrachter eine Spielart jener Autonomisierung, die in gewisser Weise bereits mit dem Verzicht auf Gegenständlichkeit angepeilt worden war. In einer verblüffenden Geste der Antizipation legt Martin Pohl es darauf an, (nicht wie man meinen würde, die Wachs-Pigment-Bilder in die großen Museen zu manövrieren, sondern umgekehrt:) die großen Museen in die Bilder zu manövrieren.
Die Texte stammen von Prof. Elisabeth von Samsonow und Dr. Andreas Hapkemeyer und sind in Deutsch, Italienisch und Englisch abgefasst.
Ausstellungskatalog
Derzeit nicht verfügbar!
21 x 25,5 | 80 Seiten
ISBN: 88-7283-228-4
- Autor
- Alla versione in lingua italiana