Herbert Rosendorfer
Geboren 1934, gestorben im September 2012, jeweils in Bozen. Er kam 1939 im Zuge der Option in seine spätere Wahlheimat München, kehrte dieser aber zwischen 1943 und 1948 wieder den Rücken und lebte in Kitzbühel. Nach der Matura Besuch der Kunstakademie in München, dann Jurastudium. 1965 Staatsanwalt in Bayreuth, zwei Jahre später Amtsrichter in München. In diese Zeit fielen auch seine ersten literarischen Veröffentlichungen. Schon mit seinem vielbeachteten Romanerstling „Der Ruinenbaumeister“ (1969) verblüffte Rosendorfer. Als zeitkritischer Satiriker mit einer ausgewogenen Mischung von Witz, Gedankenanstoß, Absurd-Groteskem und Feinsinnigem wies er sich u.a. mit seinem Erfolgs-Roman „Briefe in die chinesische Vergangenheit“ (1983) aus, in dem er den Chinesen Kao-Tai aus dem zehnten Jahrhundert mittels eines Zeitkompasses ins München des 20. Jahrhunderts reisen ließ. Das Buch wurde bisher rund 1,6 Mio. Mal verkauft. Außerdem betätigte sich Rosendorfer als Maler und Komponist, seine Leidenschaft für Literatur und Musik verband er als Schöpfer von Opernlibretti. Für alle Wagner-Liebhaber verfasste er „Bayreuth für Anfänger“ (1969), das er in der Festspielstadt unter dem Pseudonym Vibber Togesen schrieb. Am Höhepunkt seiner juristischen Laufbahn wurde Rosendorfer, der ab 1986 an der Universität München Gegenwartsliteratur lehrte, 1993 als Richter ans Oberlandesgericht Naumburg gerufen. Nach seiner Pensionierung 1997 kehrte er in seine Heimatstadt Bozen zurück. Für sein literarisches Werk wurde Herbert Rosendorfer mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Tukan-Preis (1977), dem Jean-Paul-Preis (1999), dem Deutschen Fantasypreis (2000) und mit dem Literaturpreis der Stadt München (2005). Für sein Lebenswerk erhielt er 2010 den den CORINE-Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten. Herbert Rosendorfer ist Träger des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse, des Bayerischen Verdienstordens und Honorarprofessor für Bayerische Literaturgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München. Bei Edition Raetia: „Vatikanische und andere Idyllen. Zeichnungen und Texte“ (1992), „Aus der Pfanne des Weltgeistes. Gedichte“ (1997), „Die Gespensterrepublik oder Drei Tage auf dem Heiligen Berg Athos“ (2003).