Krasse Geschichten

Auszug aus „Ausdauer und Disziplin“

... Als sie ihr Naturschnitzel und die Beeren verzehrt hatte, seufzte sie ein wenig und meinte dann: „Ja, die Paleo-Diät. Sie ist wirklich tadellos. Wenn da nur nicht diese kleine Schwachstelle wäre.“ „Was für eine Schwachstelle denn?“, fragte ich sogleich neugierig. „Ach, mein Kind, du weißt ja, wie diese Wissenschaftler so sind, keinem von ihnen kann man über den Weg trauen. Die wollen alle nur Geld verdienen und erzählen uns deshalb nur das, was ihnen von der Lebensmittel- und Pharmaindustrie vorgegeben wird. Und genau das ist auch der Haken bei der Paleo-Diät. Mit dieser Diät will man uns dazu bringen, Unmengen von Fleisch und Gemüse zu konsumieren, die Fleisch- und Gemüseindustrie blüht so richtig auf, aber nun muss man sich fragen: Ist das wirklich auch so gesund, wie alle behaupten? Oder ist da vielleicht nur eine Verschwörung gegen die Italiener, ein Komplott gegen Pizza und Pasta im Gange? Du weißt ja, zuerst ging's gegen die Russen und wer weiß, vielleicht geht's ja jetzt den Italienern an den Kragen. Jedenfalls ist es schwierig, zu entscheiden, was gut ist und was nicht, die Wissenschaftler sagen ja alle etwas anderes. Aber die moderne Frau des 21. Jahrhunderts nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand: Wenn wir also herausfinden wollen, was wirklich gesund ist und schlank macht, müssen wir von unserem eigenen Verstand Gebrauch machen. Und es ist nun mal eine Tatsache, dass auch Kohlenhydrate zu einer ausgewogenen und gesunden Ernährung gehören. Auf der anderen Seite ist aber bekannt, dass Kohlenhydrate hinterhältige Dickmacher sind. Was soll man also tun, wenn man vor so einem Dilemma steht? Ich habe mich eingehend mit dieser Frage beschäftigt, und nach einigen schlaflosen Nächten kam mir dann der Geistesblitz: Es gibt eine Möglichkeit, die bösartigen Kohlenhydrate auszutricksen. Eigentlich ist es so einfach: Des Rätsels Lösung sind die Fatburner. Es genügt, diese ultimativen Schlankmacher-Lebensmittel wie Ananas, Avocados oder Tomaten vor den Kohlenhydraten zu essen, dann kann man danach von den Kohlenhydraten essen, so viel man will, denn sie werden allesamt von diesen Fettkillern vernichtet.“

Mit diesen Worten griff sie nach der Ananas und legte sich auch gleich ein ordentliches Stück Lasagne auf den Teller. Andächtig begann sie, zu essen. Als sie auch mit der Lasagne fertig war, langte sie nach dem italienischen Salat, den Lachsbrötchen und dem gegrillten Gemüse und bemerkte dabei munter: „Was ist es doch für ein Glück, dass du heute hier bist, denn weißt du, was man in Gesellschaft isst, zählt nur die Hälfte, da man ja durch das angeregte Gespräch schon einiges an Kalorien verbraucht. Und noch dazu ist heute abnehmender Mond, da setzt es nicht so leicht an. Außerdem habe ich mich heute in aller Frühe sportlich betätigt, ganze zehn Minuten auf dem Laufband, stell dir vor. Da muss man dann schon ordentlich essen, damit man wieder zu Kräften kommt.“ ...

Anja Prünster